Samstag, 19. Oktober 2013

Runaway - 6 - Alltag!

Nun war tatsächlich so etwas wie ein Alltag für sie eingekehrt. Aufstehen, gemütlich frühstücken und Duschen, in den Park gehen und dort Blumen pflücken, diese Verkaufen und ab zur Bibliothek, um den Computer dort zu benutzen. Etwas aufgelockert wurde das ganze dadurch, dass sie Entdeckte, dass man auch Tiere fangen und verkaufen konnte. So hatte sie einen süssen Vogel in der Nähe des Parks und einen Schlange bei der Stelle mit den fünf Containern bei der verlassenen Fabrik und dem benachbarten Club gefunden. Ja, sie war nach dem Aufenthalt in der Bibliothek noch einmal zum Mülltonnentauchen aufgebrochen, denn sie wollte so schnell wie möglich ihr Heim um einen richtigen Herd erweitern, und sie konnte ja nun zuhause Duschen. Immer, wenn sie Sehnsucht nach etwas handfesterem hatte, im Park etwas zu kaufen war auf dauer viel zu teuer und sie musste dafür noch einmal extra dort hin. Auch ein besseres Bett wäre nicht schlecht. Deshalb gönnte sie sich vorerst nur wenig Luxus, eine schöne Pflanze, ein Poster für die Wand und vor allem ein Fahrrad, um nicht mehr überall hin rennen zu müssen.

Sie fand im Park, neben den Verkaufsständen und übrig gebliebenen Reste bei den Picknickkörben noch eine dritte Art, an eine warme, nahrhafte Mahlzeit zu kommen. Dort wurden Hotdog-(Fr)Ess-Wettbewerbe abgehalten. Sie lies sich das Angebot nicht entgehen, doch nicht nur hatte sie den Wettbewerb verloren, sondern sie hätte auch beinahe wieder einen leeren Magen gehabt. Nur mit Mühe und zwei Gläsern Wasser konnte sie diese kleine Katastrophe noch verhindern. Sicher nichts, was sie regelmässig machen wollte.


Und es hatte so verführerisch ausgesehen

Nach ein paar Tagen half ihr einmal mehr das Bridgeport-Forum. Sie war ja überzeugt gewesen, sie könne sich ohne Papiere und Erwachsene nicht zur Schule anmelden, aber im Chat erfuhr sie, dass dies Online ging und die Adresse reichte. Freudestrahlend meldete sie sich an. Um für ihren Unterhalt zu sorgen, brauchte sie ja täglich nur ein, zwei Stunden, also sollte sie die fünf Tage in der Woche kein Problem sein. Sie war von Natur aus Wissbegierig und die Schule war der beste Ort, gleichaltrige kennen zu lernen aber es war natürlich auch wichtig für ihr Zukunft. Und darüber hatte sie noch nie wirklich nachgedacht, viel zu sehr war sie damit Beschäftigt von Moment zu Moment um das Überleben zu kämpfen und wenn sie es sich einmal erlaubte, von einer schönen Zukunft zu träumen, ging es um die Wiedervereinigung mit ihren Eltern. Aber diesmal war dieser Gedanke nur ein kurzer, schmerzhafter Stich, viel zu sehr freute sie sich darauf, dass es morgen los gehen würde.

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